Welpen
Nun ist es also da, das neue Hundebaby !
Herzlichen Glückwunsch, mein Neid ist
euch sicher J.
Entgegen der ganzen Hundebücher die ich
zum Thema Welpen gelesen habe (bis auf eine Ausnahme) und in denen vermittelt
wird, was Hänschen am besten sofort lernt bzw. spätestens am zweiten oder
dritten Tag, habe ich dazu eine ganz eigene These.
Alles was jetzt gerade wichtig ist, lässt
sich in einem Wort zusammen fassen und kann nicht oft genug erwähnt werden:
Bindung, Bindung, Bindung,
Bindung, Bindung, Bindung !!!!!!!!!
Damit meine ich nicht die Leinenführigkeit
J. Es
geht um Dich und Dein Hundekind.
Das soll euer Rüstzeug, sozusagen die Grundmauer euer lebenslangen Beziehung
sein. Darum ist es so wichtig sich ausreichend Zeit zu nehmen und dem kleinen
neuen Lebewesen Schutz, Sicherheit und Verständnis entgegen zu bringen.
Egal, was ihr später mit eurem Hund
vorhabt, ob ihr Sport treiben wollt, einen Familienhund möchtet oder ganz genau
definierte Ziele anstrebt, vor allem anderen steht eine gute Bindung. Das ist
die halbe Miete.
Wie aber baue ich so etwas auf ?
Es ist relativ einfach. Selbst wenn ihr
euren Hund schlecht oder falsch behandelt, wird er bei euch bleiben. Hunde
neigen leider nicht dazu, die Koffer zu packen und auszuwandern. Es werden
jedoch früher oder später Probleme auftauchen, weil der Hund euch nicht genügend
vertraut, euch fürchtet oder gelernt hat, dass er selber die besseren
Entscheidungen für seine körperliche Unversehrtheit trifft. Nachträglich eine
vertrauensvolle, gute Bindung aufzubauen ist sehr schwer, vor allem für die
Menschen. Es dauert Monate wenn nicht Jahre und trotzdem bleibt dem Hundehirn
oft haften, was in frühster Kindheit negativ verknüpft wurde.
Deshalb arbeiten wir vom ersten Tag an
unserem guten Verhältnis zum Hund.
Dazu gehört, wie oben schon erwähnt
Zeit. Nehmt euch Urlaub, den ein Wochenende reicht niemals aus einem so frischen
Lebewesen alles wesentliche mit auf den Weg zu geben.
Wenn ihr das Hundebaby von den Züchtern,
aus dem Heim oder woher auch immer geholt habt, dann ist es Zeit, die die
Kleinen braucht um sich im neuen Zuhause zurecht zu finden.
Eine Willkommensparty mit Freunden und
Verwandten, egal wie stolz ihr seid, ist keine gute Idee. Der Hund hat doch noch
keine Ahnung zu wem er gehört und um nicht alleine bleiben zu müssen, würde
er sich bedenkenlos Jedermann anschließen der seinen Bedürfnissen nur
irgendwie entgegen kommt.
Darum gehört die erste Woche dem Welpen.
Es genügt vollkommen, wenn er seine Lebensumgebung und die Menschen die mit ihm
zusammen wohnen werden, kennen lernt. In dieser Zeit kann er euren Geruch (ihr dürft
euch ruhig trotzdem waschen *g*), eure Stimme und Gestik, Lebensgewohnheiten und
Rhythmen kennen lernen und weiß zu wem er gehört.
In dieser Woche sollte man den Hund nicht
anschreien, schütteln, schlagen, treten, alleine lassen, ihn generell nicht überfordern.
Grundsätzlich sollte man dies mit keinem Lebewesen tun, egal welchen Alters und
welcher Art es angehört. Es ist nicht so schwierig wie es sich anhört.
Die meisten Leute mit denen ich darüber spreche, sind empört und sagen, dass hätte
ich meinem Hund sowieso nicht angetan.
Dann ist der Knirps da und frist den
Perser (ihr könnt euch aussuchen ob Katze oder Teppich), kackt aufs Sofa und
beißt die Oma und schon sind die guten Vorsätze passe. Es ist wichtig, sich
darauf einzustellen, dass so etwas passieren kann (aber nicht zwingend muss) und
wie man adäquat mit einer solchen Situation umgeht.
Wenn in der Familie mehrere Menschen
leben, wird der Hund sich denjenigen aussuchen der seine Bedürfnisse am besten
erfüllt. Wenn Du sanfte, verständnisvolle Kinder hast, denen klar ist, dass
sie es mit einem Baby zu tun haben, wird der Hund später ein Kinderfreund
erster Klasse sein. Wenn der Hund den Kindern als Spielzeug dient, sie ihn
herumschleppen wenn er müde ist, ihn in Kinderwagen legen, Puppenkleider
anziehen, Doktor mit ihm spielen, ihn auf die Straße schleppen und hinter sich
herziehen, dann wird der Hund Kindern gegenüber immer vorsichtig sein, ja
schlimmstenfalls ein Kinderhasser. Wichtig finde ich, der Realität ins Auge zu
sehen. So etwas hat nichts mit Genetik zu tun oder der Sozialisierung bei den Züchtern.
Wenn der Hund als 8./9. Wochen alter Welpe ins Haus kommt und ein Jahr später
Kinder fürchtet oder hasst, dann fand er die Tobestunden mit den süßen
Kleinen vielleicht doch nicht so schön, wie es für uns aussah.
Im Grunde unterscheidet sich der kleine
Hund nicht so sehr von einem Säugling
oder Kleinkind. Für alle Menschen mit Kindern wird nun klar, dass es vor allem
viel Arbeit bedeutet UND viel Freude. Für alle Menschen ohne Kinder ist es eine
prima Vorbereitung auf die Verantwortung die man mit eigenen Kindern trägt.
Kommen wir nun zu den Dingen die beim
Einzug Deines Gladiators wichtig und nützlich sein können:
- Die
Wohnung muss welpensicher sein. Der Hund hat keine Ahnung von Giftpflanzen,
Strom, Hitzeaustrahlung, großer Höhe, unverdaulichen Gegenständen u.a.
Dafür bist Du verantwortlich. Es wäre nicht der erste Welpe der vom Balkon
fällt oder die Treppe herunterpurzelt.
- Zuerst
wird Wasser und Futter angeboten denn in aller Regel kommt Dein Hund gerade
von seiner Mama, die ihn auch mehrmals täglich gefüttert hat (oder aber
der Züchter). Ich persönlich halte 5 kleine Mahlzeiten in den ersten 4
Wochen für gut. Der Hund soll sich nicht überfressen und nach dem Füttern
sofort schlafen. Dann war es definitiv zuviel. Ab dem 4. Lebensmonat gibt es
3 Mahlezeiten und ab dem 6. Lebensmonat 2 x täglich Futter. Das behalte ich
bei bis an Lebensende meiner Hunde.
- Nach
jedem Trinken oder Fressen muss der Knirps hinaus. Eine Blase in der Größe
eines Daumennagels hat nicht allzu viel Fassungsvermögen. Erledigt der Hund
im Freien ein Geschäft, freuen wir uns und loben (d.h. auch der Hund soll
es als schön empfinden, darum leise Stimme, freudige Stimmmodulation).
Vielleicht sogar ein Leckerli. Muss aber nicht sein. Geht etwas daneben,
wischen wir stillschweigend auf. Einem Säugling würden wir auch nicht die
nasse Windel ins Gesicht drücken. Würden wir doch nicht, oder ? J
Siehe dazu auch das Kapitel „Pissnelke“ ! Außerhalb der Fress- und
Trinkzeiten kann der kleine Hund getrost alle 2 Stunden nach draußen
getragen werden.
- Lies
bitte noch einmal das Kapitel „Bindung“ ! Wie lässt es sich vereinbaren
ein so hochsoziales Tier, das in seinem ursprünglichen Tierleben nie
alleine wäre (Wurfgeschwister, Eltern, Tanten, Onkel etc.) nachts in eine Küche,
Keller, Garage, Zwinger, Badezimmer einzusperren ??? Du wolltest den Hund,
er hat nicht darum gebeten angeschafft zu werden, also bemüh Dich
wenigstens ein bisschen, das Leben auch aus Hundesicht zu betrachten. 8
Stunden gehen viele Menschen arbeiten und nehmen 8 Stunden Schlaf für sich
in Anspruch. Das sind für einen Hund schon 16 Stunden Einsamkeit. So
gerechnet, sollte man noch einmal überprüfen, ob die Anschaffung eines
Hundes zum jetzigen Zeitpunkt wirklich sinnvoll ist.
- Welpen
haben ein großes Schlafbedürfnis (wenn man sie lässt). Wenn ich hingegen
den kleinen Hund mit dauerhaft aufregenden Spielen bombardiere, wird er zwar
irgendwann schlafend zusammen brechen, aber ich habe ihn vorher definitiv überlastet.
Es hilft dem Hund sehr, wenn man sich selber hinsetzt oder hinlegt, damit er
zur Ruhe kommt. Ruhezeiten sind wichtig. Es kommt früh genug die Zeit, in
der der Hund 1 Stunde oder mehr spazieren gehen kann und mag, noch ist es
allerdings nicht soweit. Lasst euch bitte nicht davon blenden, dass der Hund
euch freiwillig folgt. Er tut dies, damit er nicht alleine ist. Er würde
sogar mit in die Sauna gehen, aber NICHT weil es ihm Spaß macht. Wenn ihr
also mit dem 6 Monate alten Hund 2 Stunden am Stück spazieren geht (weil er
danach „soooo schön müde ist“), solltet ihr euch darauf vorbereiten,
dass er mit 2 Jahren 6 Stunden gehen kann und will J
!!!
- Die
Maßgaben für einen Aufenthalt draußen sind relativ einfach. Ich gehe
davon aus, dass der Hund im Alter von 8 oder 9 Wochen zu euch kommt. Je nach
Jahreszeit sollte die Freilaufphase dann 5 Minuten betragen (also alle 2
Stunden zum lösen). In der ersten Woche würde ich generell nicht spazieren
gehen, sondern den Hund in den Garten lassen oder mit dem Auto in eine
unbelebte Gegend fahren. Wir verlängern die Dauer des Aufenthaltes im
Freien je Lebensmonat des Hundes um 5 Minuten. Zum Beispiel:
3
Monate alter Hund |
10
Minuten Freilauf bei jedem hinaus
bringen
|
4
Monate alter Hund |
15
Minuten Freilauf bei jedem hinaus bringen |
5
Monate alter Hund |
20
Minuten Freilauf……usw. |
- Für
knochenbelastende Tätigkeiten wie am Fahrrad laufen, joggen, Agility u.ä.
habt ihr noch soviel Zeit ! Beginnt mit diesen Sachen bitte nicht vor dem 1.
Lebensjahr des Hundes und auch dann langsam und in Maßen. Gehen wir doch
davon aus, dass der Kleine euch 15 Jahre eures Lebens begleitet, da bleibt
jede Menge Zeit für die Ausübung dieser Aktivitäten. Jetzt wollen wir
aber erst einmal dafür sorgen dass sein Skelett kräftig und gesund wird
und in der Wachstumsphase keinen Schäden nimmt.
- Wilde
Reißspiele sind nichts für Welpenzähne. Die Zähne sind nadelspitz und
verhaken sich furchtbar schnell in allem möglichen Gegenständen. Der Welpe
hat, wenn ihr am anderen Ende zieht, keine Chance, seine Zähne wieder heil
herauszubekommen. Wenn ein Zahn abbricht, ist der Tierarzt aufzusuchen.
Nicht immer ist es damit getan sich zu beruhigen, dass ja ein neuer Zahn
nach kommt. Es kann zu einer Entzündung kommen, die wenn sie unbemerkt verläuft,
schwere gesundheitliche Folgen haben kann.
- Der
Hals eures Hundes ist ein empfindliches Organ ! Das Reißen und Zerren an
der Leine führt nicht nur dazu, dass euer Hund sich ängstigt, Schmerzen
hat und in solchen Situationen nichts lernen kann, sondern führt auch im späteren
Leben zu Rückenschmerzen, Verkrampfungen und Schäden an der Wirbelsäule
und im Hundeverhalten. Dazu muss nicht einmal der Mensch an der Leine reißen,
sondern es genügt, dass der Welpe mit voller Wucht in die Leine läuft. Ein
nettes, gepolstertes Brustgeschirr, sieht nicht nur beim Schäferhund,
Rottweiler und Co. Klasse aus, vermittelt fremden Menschen ein freundliches
Bild deines Hundes, sondern es führt dazu, dass sich der Hund gehalten fühlt
und nicht permanent selber erdrosselt.
- Eine
gute Sozialisierung des Hundes ist wichtig und das hat sich herum
gesprochen. Eine Welpengruppe ist heute für viele Hundebesitzer Normalität.
Es genügt jedoch den Hund zwei bis drei Wochen nach dem Einzug zum ersten
Mal mitzunehmen. Haltet die Augen offen und gebt die Verantwortung für
euren Hund nicht an der Pforte der Hundeschule ab. Wo mit Gewalt gearbeitet
wird (runter drücken ist schon Gewaltanwendung), 30 andere Welpen jeden
Alters über Deinen Hund herfallen, man Dir einredet dass der 10 Wochen alte
Welpe jetzt an der Leinenführigkeit arbeiten muss und/oder es keine Pausen
für die Zwerge gibt, bist Du falsch aufgehoben und schlecht beraten. Dann
such lieber weiter. In erster Linie zählt, dass Dein Hund in diesem Alter
Kontakt zu Artgenossen aller Rassen hat, ABER in überschaubaren Gruppen und
mit verschiedenen Umweltreizen bekannt gemacht wird. Hinzu kommt, dass die
Trainer ein offenes Ohr für Deine Fragen und Problem haben sollten. Wenn Du
in jeder Stunde nur 1 Minute „dran“ bist, kannst Du den Hund genauso gut
daheim prägen.
- Es
gibt Kinderkrankheiten und es gibt Welpenkrankheiten. Achte auf das Befinden
Deines Hundes. Dazu gehört nicht nur die Kontrolle ob und wie viel er
gefressen und getrunken hat, sondern auch, wie der Kot oder Urin aussieht.
Ein kranker Hund hat in der Welpenschule nichts verloren. Ein frisch
geimpfter Hund ebenso wenig. Die Impfung belastet den kleinen Körper arg
und es ist ratsam eine Woche auszusetzen und den Hund nicht zu sehr zu
strapazieren. Abgesehen davon, dass frisch geimpfte Hunde Impferreger
ausscheiden, die nicht oder noch nicht geimpfte Hunde anstecken können.
- Kontrolliere
regelmäßig die Ohren, Augen, Zähne, Pfoten und Gliedmaßen Deines Hundes
ohne ihn dabei in den Schwitzkasten zu nehmen. Mit Geduld und Humor wird er
schnell lernen die sanfte Körperpflege zu genießen und das ist ein
weiterer Schritt in einen vertrauensvollen Umgang. Mach ein Spiel daraus,
nach jedem kontrollierten Organ, gibt es ein feines Leckerchen und schon
bald steht der Hund freudig zur Kontrolle bereit. Etwas zu erzwingen ist
sinnlos und schadet euch Beiden nur. Übrigens, Wattestäbchen haben in
Hundeohren nichts zu suchen !!!!!!!
- Solltet
ihr andere Tierarten daheim halten, so ist ab dem 2. Tag ein gegenseitiges
Kennen lernen unter menschlicher Aufsicht, möglich. Je früher der Welpe
mit Katzen, Pferde, Schafe, Hasen, Meerschweinchen, Vögel und anderem
Getier vertraut gemacht wird, um so leichter fällt das Zusammen leben.
Wichtig ist dabei, dass ihr dem kleinen Hund beschützend zur Seite steht
und er keine schlechten oder schmerzhaften Erfahrungen macht.
- Bezüglich
Vertrauen und Geborgenheit, ist es wichtig dass Du Dich mit dem Gedanken
vertraut machst, was Dein Hund von Dir erwartet. Wenn fremde Hunde ihn
drangsalieren, wild bespielen oder am Boden festnageln, dann ist Deine
Aufgabe für ihn einzustehen und ihn in Schutz zu nehmen. Seine Mama täte
dies ebenfalls für ihn. Das richtige Augenmaß kann man lernen. Wenn der
Welpe nur versucht zu flüchten, Ohren und Rute wegklemmt oder ausschließlich
auf dem Rücken liegt, dann ist es Zeit dem Knirps eine Pause vom
Artgenossen zu verschaffen. Mit einer relativ einfachen Methode kann man
testen, ob das angebliche Mobbingopfer tatsächlich eines ist. Halte den möglichen
„Mobber“ fest und lass Deinen Hund frei laufen, läuft er immer wieder
zum „Mobber“ um weiter zu spielen, hast Du die Situation schlimmer
empfunden als Dein Hund. Sollte jedoch Dein Hund den „Mobber“ meiden,
wird es Zeit einen neuen Spielpartner aufzutreiben oder an einem anderen Ort
in Ruhe weiter zu spielen. Niemand sollte seinen Hund auf Kosten anderer
Hunde Spaß haben lassen. Eine Hundegruppe ist kein Rudel sondern eine 1stündige
vom Menschen zusammen gewürfelte Zweckgemeinschaft.
- Hunde
empfinden Sympathien und Antipathien ähnlich wie wir Menschen. Der
Ausspruch „mein Hund kann mit allen anderen Hunden“ ist keine allgemein
gültige Aussage. Früher oder später kommt ein Artgenosse dem Dein Hund im
wahrsten Sinne des Wortes „nicht auf den Pelz“ schauen kann. Deswegen
ist er weder gestört noch unsozial. Akzeptiere es einfach und begnüge Dich
mit Hundebegegnungen die freundlich und nett verlaufen. 2 dicke
Hundefreundschaften zählen mehr als 27 Begegnungen in 3 Stunden, von denen
25 mit Streit enden.
So, ich finde für
den Anfang reicht es. J
Die folgenden Kapitel werden sich nach und nach füllen und auf ganz
spezielle Problematiken eingehen, die bei der Aufzucht eines Junghundes
entstehen können. Und wenn nicht bei diesem Hund...dann
vielleicht beim Nächsten ???