Der Einzug der Gladiatoren | Die Pißnelke | Der Fuchskacke-Alarmschrei |
Die Schnappschildkröte |
Eine Tatsache, die einen Ersthundebesitzer ganz schön erschrecken kann. Vielleicht hast Du aber auch schon viele Hunde gehalten und es ist nun schon wieder 7 bis 10 Jahre her, dass so ein kleines Monster bei Dir eingezogen ist. Dann glorifiziert man leicht die Vergangenheit und erinnert sich nicht mehr 100% wie sich Welpenzähne in der Nase tatsächlich anfühlen. Nun, ich helfe Dir auf die Sprünge *gg* Ähnlich wie bei Kleinkindern, bekommen auch junge Hunde Lust auf ihre Umwelt. Ausgerüstet mit Vorderbeinen, die nicht zum greifen taugen, ist der Hund auf seinen Maul angewiesen. Auf gut deutsch, so ziemlich alles wird damit getestet. Wie riecht es ? Wie schmeckt es ? Wie fühlt es sich im Maul an ? Kann man das essen ? Oder macht es besonderen Spaß darauf herum zu kauen (gerade im Zahnwechsel) ? Viele Hundehalter bereiten sich darauf vor, indem sie dem Hund Spielzeug und Kauknochen zur Verfügung stellen. Das ist löblich, wird aber alleine nicht ausreichen. Bei der Mama und den Geschwistern gab es jede Menge Gelegenheit sich an den Ohren zu ziehen und dann zu schauen was passiert. Wenn der Welpe ins Haus kommt, ist die Phase noch lange nicht abgeschlossen. Beileibe nicht.... Und plötzlich befindet man sich mitten in der Schnappschildkrötenphase *aua*. Egal ob Du selber das Angriffsziel darstellst oder der Neuling Deine Kinder, Oma, Mutter oder Gattin hackt, es tut weh. Saumäßig ! Welpenzähne sind unglaublich spitz und hinterlassen gemeine Wunden. Der Welpe hat nichts böses im Sinn, soviel sei festgehalten. Wie sonst kann er testen wo seine Grenzen sind ? Besonders dem männlichen Geschlecht sei an dieser Stelle noch mal versichert, dass der Rest der Familie ein Leben lang keinen rechten Spaß am Vierbeiner haben wird, wenn man(n) jetzt besonders heftig mit dem Hund spielt, die Zähne zusammen beißt und dem Hund damit vermittelt, dass menschliche Haut unkaputtbar ist. Das ist sie ganz und gar nicht. Die aller schlechteste Variante wäre, dem jungen Hund weh zu tun um seine Beißereien zu beenden. Schnauzengriffe, Nackenschüttler (die schon mal gar nicht, weil sie dem Hundebaby signalisieren, dass Du es um die Ecke bringen willst) oder auf den Rücken drehen, haben auch im heftigsten Spiel/Kampf nichts zu suchen. Bitte lest noch einmal das Kapitel "Einzug der Gladiatoren", wir wollen doch alles daran setzen eine gute Bindung zum Hund aufzubauen und da passt eine harte Strafe überhaupt nicht ins Bild. Was aber tun, wenn der Junior seine 5 Minuten bekommt und später mal ausgewachsen die 30 kg Grenze überschreiten wird ? Bei sensiblen Vertretern reicht es
oft schon aus, wenn man deutlich *aua* quietscht und das Spiel sofort
abbricht, wenn der Welpe in Hände, Arme oder Beine beißt. Generell
sollte man das Spiel immer mit einem Spielzeug verbinden wie z.B. mit
einem Tau (VORSICHT, nicht daran reißen, die Welpenzähne brechen
furchtbar leicht ab, niemals den Hund damit hoch heben), einem
Plüschtier, Ball oder Vollgummispielzeug. Das bedeutet im Umkehrschluss,
bitte nicht mit den bloßen Händen spielen. Ein einziges Mal aufzujaulen
und abzubrechen wird erfahrungsgemäß nicht reichen um dem Kleinen ein
für alle Mal den Geschmack an menschlichen Körperteilen zu verleiden.
Aber wenn er sofort ablässt, bist Du auf dem richtigen Weg. Nimm einfach
wieder ein Spielzeug zur Hand und versuch von neuem ein Spiel zu beginnen.
Spielt er mit Dir und dem Spielzeug, ist alles okay und dem Spaß steht
nichts im Wege. Benutz er Deinen Körper als Sparringspartner, verfährst
Du wie oben. Ignorieren von Fehlverhalten ist normalerweise eine besonders gute Vorgehensweise. ABER, bei Beißattacken eines Welpen haben nur wenig Menschen das Durchhaltevermögen um die üblen Schmerzen auszuhalten. Eine weitere Möglichkeit wäre,
schon dem ganz jungen Hund ein Alternativverhalten anzutrainieren. Zum
Beispiel "Sitz". Also immer wenn sich Dein Hund setzt, bekommt
er dafür einen Click und ein Leckerli (ein besonders Gutes). Ganz schnell
und immer häufiger wird er sich setzen, wenn er mit Dir zusammen ist.
Dann ist es an der Zeit ein Signalwort einzuführen, nämlich
"Sitz". Man kann das sehr gut verbinden mit einem Handzeichen
(ich benutze den nach oben ausgestreckten Zeigefinger der rechten Hand).
Hunde reagieren nämlich auf Handzeichen viel besser als auf Hörzeichen. Bine kannte mehrere
Alternativverhalten, ich habe gequietscht wie eine Opernsängerin UND wir
haben ausschließlich mit Spielsachen gespielt, trotzdem hing sie mehrmals
täglich in meinen Anziehsachen, Schuhen, Körperfalten...... Damit ihr euch noch ein bisschen
besser in meine Situation versetzen könnt, schildere ich noch einmal
kurz, wie Bine sich teilweise mehrmals täglich aufführte. Wir haben dann begonnen mit einem kurzen Time Out zu arbeiten, also einer Auszeit. Ich halte es für wichtig, dass man das nicht als Strafe für den Hund betrachtet, die Gefahr, dass man den Hund zu lange weg sperrt ist mir einfach zu groß. Es ist nur eine Möglichkeit dem Hund Zeit zu geben über sein handeln nachzudenken und ein Alternativverhalten in Betracht zu ziehen ohne dass der Mensch gewalttätig werden muss. In unserem Fall gestaltete sich das
an einem besonders "schlimmen" Beißnachmittag so. Ich gestehe, nach dem 5. Tür öffnen und sofortigem Angriff von Bine, hatte ich selber arge Zweifel an der Methode *gg*. Aber da ich nicht bereit war, den Hund körperlich zu strafen und mir definitiv nichts besseres einfiel, hielt ich durch. Nach dem 6. Mal hatte Bine zum aller ersten Mal überhaupt ein nachdenkliches Gesicht. Sie schaute auf den Teddy und dann auf mich und biss wieder zu ! Nach dem 7. Mal Tür öffnen nahm Bine vorsichtig den Teddy und wir begannen ein fröhliches Spiel. Bis heute musste ich die Lektion nicht wiederholen und sobald Bine einen Teil menschlicher Haut in den Mund bekommt, lässt sie sofort ab. Wirklich Leute, das Durchhalten
lohnt sich ! Bine ist ein genau wie ich ein Individuum. Die Schilderungen hier, müssen auf Deinen Hund nicht zutreffen oder nur bedingt. Auch wenn man die Time Out Sequenzen mehrfach an verschiedenen Tagen wiederholen muss, bedeutet das nicht, dass der Hund nichts lernt. Vielleicht dauert es nur ein Weilchen länger oder sogar kürzer. Für entsprechende Erfahrungsberichte bin ich total dankbar. Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass die Auszeit, ganz besonders bei jungen Hunden, 30 Sekunden nicht überschreiten sollte. Bei dem ein oder anderen Hund werden sogar noch kürzere Wartezeiten angebracht sein. Schließlich wollen wir im Gegenzug keinen Hund heran ziehen, der durch Isolation als Strafe, nicht mehr alleine bleiben kann. Im Gegenteil, dass wird das nächste Thema sein, dass wir hier besprechen. Das Warten.....oder "Bine allein Zuhaus" *gg* |